Montag, 27. Oktober 2014
Nachdem ich mich für den Nickname "Frau Ingenieuse" entschieden hatte - ich war ganz stolz auf die Kreation - habe ich das mal gegoogelt.
Promt stosse ich auf einen Artikel im Spiegel in dem eine Frau berichtet, dass sie mit "Danke, Frau Ingenieuse" angesprochen wurde und davon berichtet als Frau in einem technischen Studium diskriminiert zu werden.

Mir ist das glücklicherweise nicht passiert. Meinen Nickname habe ich bewusst gewählt. Unter anderem, da ich eben die Probleme als Frau nicht ernst genommen zu werden, nicht kenne bzw. nicht wahrnehme oder in den Situationen nicht relevant sind und zum anderen, da ich mir aber durchaus bewusst bin, dass wir Frauen Nachteile haben.
Ich will damit keine Frauen diskriminieren.

Ich frage mich, woher die Unterschiede eigentlich kommen. Von einer Kollegin weiss ich, dass sie lange einen Job gesucht hat und dass ihr gegenüber auch ziemlich offen kommuniziert wurde, dass Frauen im gebärfähigen Alter ein Problem sind. Ich habe bisher, obwohl ich meinen Kinderwunsch immer offen kommuniziert habe, nie ein Problem gehabt, obwohl ich gerade im idealen gebärfähigen Alter bin.
Also scheint ein Punkt die Angst der Arbeitgeber zu sein, dass man ausfallen kann.

Desweiteren, denke ich, dass es in den technischen Berufen zu wenige Frauen gibt, da unsere Gesellschaft Stereotypen noch viel zu sehr lebt und gezeigt werden. Schon alleine typische Standardsprüche in der Erziehung, die so dahingesagt werden, Bilder aus den Medien, zeigen das typische Bild von Frauen und beeinflussen somit schon sehr früh die Entwicklung, das was Kinder sich zutrauen und damit auch den Berufswunsch.

Mittlerweile gibt es Kindergärten und Eltern, die versuchen ihre Kinder komplett ohne diese Stereotypen zu erziehen, so dass die Kinder selbst entscheiden können. Ich kenne eine Familie mit Mädchen, in der dies versucht wird. Die Mädels gehen auch in einen solchen Kindergarten. Trotzdem wollen die Mädchen Prinzessin sein und nur rosa Sachen anziehen. Das ist super. Die Freiheit zu entscheiden was sie wollen, den Vorteil, dass die Mädels sich so entwickeln können, wie ihre Talente und Bedürfnisse das bewirken und nicht wie gesellschaftliche Konventionen das verlangen ist toll. Aber bekommt man das überhaupt hin, Kinder ohne den Einfluss von Stereotypen zu erziehen? Und ist der Wunsch nach Prinzessin und rosa bei den Mädels dieser Familie wirklich selbstbestimmt oder doch durch äusseren Einfluss entwickelt?

Ich hatte in meiner Entwicklung sehr viele Freiheiten. Ich habe ganz viel Sachen gemacht, die eigentlich eher typisch für Jungs sind, aber hatte auch Barbies. Wobei meine Lieblingsbarbiepuppen sahen aus wie Winnetou und Old Shatterhand. Ich habe Karl Mays Bücher verschlungen.
Mein Vater hat mich in meiner Entwicklung massiv unterstützt, mir alles zugetraut und gleichzeitig von mir verlangt alles hinzubekommen. Dadurch hatte ich nie Zweifel an meinen Fähigkeiten und habe mir viel zugetraut. Auch habe ich mir zugetraut technische Themen und Mathe anzugehen. Ich hätte aber auch jeden anderen Weg gehen können. Ich wünschte, dass das alle jungen Erwachsenen von sich sagen könnten.

Ich habe vor einiger Zeit einen Fernsehbericht gesehen, in dem Grundschüler einen Mathetest schreiben mussten. Dann wurde ihnen erklärt, dass Mädchen schlechter sind in Mathe. Im darauffolgenden Test schnitten die Mädels schlechter ab als zuvor.
Ist das wirklich so leicht? Und wenn ja, war der Einfluss im bisherigen Leben so klein, dass diese kleine Rede das so massiv ändern konnte? Oder war der Einfluss so gross, dadurch, dass die Beeinflussung kurz vor dem Test stattfand?